Das Spielplatzspiel Landvermessen

Damals in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts waren Spielplätze mehr als nur ein Mamitreff am Tag und Abends eine Treff für dubiose Gestalten. In meiner Kindheit fand unser Kinderleben vor allem auf dem Spielplatz statt. Direkt nach der Grundschule ging es nach den Hausaufgaben sofort raus auf den Spielli, wo man sich mit Freunden getroffen hatte. 

Damals hatten die wenigsten einen Heimcomputer. Wer einen Commodore C64 oder Amiga 500 hatte, war eh schon ein Ober-Nerd, blass mit Pickel und ohne Freunde. Also waren wir oft draußen. Ich war gerade mit meinem Sohn (6) auf dem Spielplatz und erinnerte mich an ein Spiel, was wir täglich auf dem Spielplatz gespielt haben. Die Rede ist von dem Spielplatzspiel Landvermessen, zumindest hatten wir Kinder von der Voßrather Straße in Moers dieses Spiel so genannt.   

Alles was wir brauchten, war ein Spielplatz mit Schotterboden, ein Stock und ein Stein.

Landvermessen Spielfeld

Foto: Landvermessen Spielfeld für 2 Personen

Spielregeln

Das Spiel ist dem Risiko Brettspiel nicht unähnlich. Ziel des Spieles ist es, sein eigenes „Land“ auf die gesamte Spielfläche auszudehnen.

Das Spielfeld wird mit einem Stock oder mit der Ferse des Schuhe auf dem Schotterboden eingezeichnet. Die Größe ist nicht vorgeschrieben, wichtig ist, dass alle Spieler gleich große „Länder“ am Anfang erhalten. Wir haben als Kinder das Spiel entweder im Team mit mehreren gespielt, oder jeder Spieler hat sein eigenes Stück „Land“ bekommen. Bei manchen Partien waren auch schon mal 5- 8 Kinder mit eigenen Ländern dabei. 

Spielstart

Wer als erstes anfängt haben wir z.B.  vorher mit der „Piss-Pott-Methode“ ausgeknobelt. Dabei sind die Duellanten jeweils  mit 10 Schritte  Abstand zueinander Fuß um Fuß aufeinander zugegangen. Der eine sagte Piss,  setzte einen Fuß vor seinen anderen, der andere sagte dann Pott und tat es ihm gleich. Der Spieler, dessen Fuß nachher über dem unterlegenen Fuß des anderen Spielers war, fing an. 

Ein Spieler fängt an in dem er seinen Stein irgendwo auf seinem Land platziert. Er sagt bevor er ein anderes Land angreift vorher an, welches Land er attackieren möchte.  Der Spieler des angegriffenen Landes muss nun auf seinem Land stehen bleiben und abwarten, bis der Angreifer seinen Stein auf die Füße des Gegenspielers mit dem Fuß schießt. Der Verteidiger darf nur hoch hüpfen und darf auch nur auf seinem eigenen Land landen. 

Der Angreifer hat gewonnen, wenn…

der Stein den Fuß des Verteidigers triff. Er prallt dann ab und bleibt liegen. Nun darf der Angreifer ausgehend von seiner eigenen Grenze den Abstand bis zum Stein mit seinen Füßen abzählen.  Die Anzahl der Füße ist der Gewinn des Angreifer. Er darf nun soviel Füße von dem Verteidigerland abziehen und seinem Land einverleiben.  Er kann entweder direkt seine Grenze, um die Anzahl der Füße verlängern, oder aber auch in das gegnerische Land hinein springen und „Inseln“ bzw.  „Enklaven“ bilden.  Das kann aus strategischen Gründen sinnvoll sein. Wichtig ist hier nur, dass er zuvor mindestens zwei Füße gewonnen hat. 

Der Angeifer hat verloren, wenn…

der Stein des Angreifers über die Spielfeldgrenzen hinaus geht. Dann darf der Verteidiger die Füße bis zum Stein abzählen. Er beginnt ab der Spielfeldaußengrenze zu zählen, und kann dann anschließend dem Angreifer genau diese Anzahl an Füßen vom attackierenden Land abziehen. 

Was passiert bei einem Unentschieden? 

Sollte der Stein jedoch nur in einem Land liegen bleiben ohne den Fuß des angesprochenen Gegners zu treffen, ist der Spieler des Landes am Zug, wo der Stein liegen geblieben ist. Er darf nun angreifen. Das ist wichtig zu erwähnen, da es bei mehr als zwei Spielern dazu kommen könnte, dass der Stein über mehrere Ländergrenzen hinaus, landen könnte.  Mit der Zeit verändert sich die „Landkarte“ und das Spiel wird immer spannender. Kann ein Spieler beim Verteidigen oder Angreifen nicht mehr sicher in seinem Land stehen, hat er verloren. 

Fazit

Das waren die Grundregeln. Jeder Spielplatz hatte damals seine eigenen leicht abgewandelten Regeln. Das Spiel könnte man auch noch um Allianzen erweitern, wichtig ist, das man seine eigenen Regeln vorher mit allen Spielern bespricht, damit es zu keinen Missverständnissen, endlos Diskussionen, oder gar Streitereien kommt.  Was haben wir nicht damals alles ausdiskutiert in diesem Sandkastenstrategiespiel. Das war im Rückblick eine großartige Zeit und kein Computer-Strategiespiel kommt an diesen Spaß heran.  

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Sammy Zimmermanns

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